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Musik
Filmmusik
Auf dieser Seite gibt es Musikbeispiele aus meinen Kurzfilmen. Vielleicht machen die Erläuterungen Appetit, einmal gezielt auf diese meist 'unhörbare', d.h. nur unbewusst wahrgenommene Form der Musik zu achten.

Wer sich intensiver mit dem Thema Filmmusik auseinandersetzen möchte, dem sei zum Beispiel das Buch "Filmmusik für Filmschaffende" von Reinhard Kungel empfohlen.

Gebrauchsanweisung (Vorschlag):
1. Beschreibung lesen
2. Überlegen, wie die Musik klingen könnte/sollte
3. Mit dem Musikbeispiel vergleichen.
(optional: 4. Über Feedback freue ich mich.)

Beispiel 1: Zu viel Pflege - 'Klassische' Musik
Download Filmmusik-Beispiel (mp3, 1:32 min, 1 MB, 96kBit/s)

Szene: Gemäß dem Rat eines Zeitschriftenartikels legt die Protagonistin klassische Musik zum Wohle und Vergnügen ihrer Blumenlieblinge auf. Diese zeigen sich davon jedoch ganz und gar nicht begeistert...
(Gefragt ist also sogenannte "Source-Musik", d.h. Musik, die sich in der realen Szene tätsächlich ereignet - auch wenn sie hier nur aus der Stereo-Anlage kommt).

Idee: Es soll klassische Musik sein - bzw. was sich die unwissende Blumenfreundin darunter verstellen könnte: Weder anspruchsvoll noch tiefgründig, sondern schlicht, kitschig und (zumindest für die Blumen) nervtötend soll es klingen. (Letzteres zumindest scheint mir gelungen: Nachdem der Film bei den konstanzer Kurzfilmspielen gezeigt worden war, begann der Moderator als "bekennender Freund klassischer Musik" mit der Frage: "War es eigentlich Absicht, so schreckliche Musik zu nehmen?")

Umsetzung: Drei-Viertel-Takt, ein kleine "kammermusikalische Besetzung" (nun ja, soweit das mit synthetischen Klängen eben möglich ist): Violine, Bratsche, Oboe, Fagott. Dazu ein maximal schlichtes Thema (Dur-Dreiklang als Viertelnoten: C-E-G), zunächst nur das Fagott, dann schrittweiser Einsatz der anderen Instrumente mit leichten Variationen, aber letztlich penetrante Wiederholung des simplen Materials.
Beispiel 2: Kartoffelgericht - Flucht
Download Filmmusik-Beispiel (mp3, 1:14 min, 876 KB, 96kBit/s)

Szene: Eine Verfolgungsjagd: Dem Schälmesser buchstäblich von der Klinge gesprungen, fliehen die Kartoffeln vor ihrem Koch, verstecken sich, pressen sich an dunkle Wände, vor ihnen stapft der Koch vorbei, ängstliche Blicke zu den geschälten Freunden, zurück rennen und im letzten Moment: ein rettender Sprung hinter den Mülleimer.

Idee: Bei Verfolgungsjagden denke ich gerne an 70er Jahre Autorennen durch die Straßen San Franciscos. Wie wär's also mit Hammondorgel, einer Prise Jazz und viel Rhythmus?

Umsetzung: "Hi-Hat-Rascheln" und E-Bass kündigen an, dass gleich etwas passiert. Dann beginnt die Flucht: Ein synkopischer ostinato Bass unterstreicht die etwas unbeholfene Fortbewegung, wie sie Kartoffeln zu eigen ist. Die Orgel tupft jazzige Phrasen - keine Melodie, sondern eher Einwürfe, die keine eindeutige (musikalische) Richtung haben. In der Zeitlupe des Kartoffelrettungssprungs setzt auch die 'Musik-Zeit', d.h. der Schlagzeug-Bass-Rhythmus, aus. Nur die Orgelakkorde bleiben stehen. Als die Kartoffeln aus dem Blickfeld verschwinden, verklingt die Musik.
Beispiel 3: Mouse-Falle - Mickey-Mousing
Download Filmmusik-Beispiel (mp3, 0:43 min, 517 KB, 96kBit/s)

Szene: Ein Film über einen Mauszeiger bzw. eine Computermaus, die den Benutzer buchstäblich über den Tisch zieht. Anfangs hat der Benutzer noch die volle Kontrolle über den Mauszeiger, doch beim Anblick des ‚Switch User’ Icons beginnt die Maus ein Eigenleben zu entwickeln, bis sie schließlich die volle Kontrolle erlangt und sich die Machtverhältnisse umkehren: Der Benutzer landet auf dem Bildschirm, der Mauszeiger sitzt lachend davor.

Idee: Verwendung von Mickey-Mousing, d.h. wie bei Zeichentrickfilmen häufig üblich, werden die Bewegungen der Darsteller direkt durch Musik untermalt. Ich wähle klassische Instrumente (wenn auch wieder computergeneriert) als Kontrast zum Computerthema.

Umsetzung: Der Benutzer wird durch ein Cello, der Mauszeiger durch eine Querflöte repräsentiert, die einen Dialog führen. Anfangs gibt das kräftige Cello die (Ton-)Bewegungen vor, die zierliche Querflöte folgt – allerdings mit immer mehr eigenen Variationen. Schließlich schüttelt sich die Querflöte / der Mauszeiger mit einem energischen Triller frei. Fortan widersprechen beide Instrumente einander und fließen, als der Mauszeiger den Benutzer über den Tisch zieht, zu einem gemeinsamen Crescendo zusammen. Die spielt die Querflöte immer tiefer und das Cello immer höher – entsprechend der Umkehrung der Machtverhältnisse. Zum Schluss ‚setzt sich’ die Querflöte/der Mauszeiger im Bürostuhl zu Ruhe.